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„King of the Kings“ in Bildern

13 Mai
Das Freischwimmer-Festival ist weiter gezogen, derzeit gastiert es im Theaterhaus Gessnerallee in Zürich. Ein paar Dinge aus Wien bin ich euch jedoch noch schuldig.

Hier ein kleiner Videomitschnitt von den Lovefuckers mit ihrem Stück „King of the Kings“



Ich denke, dass das Video einen guten Einblick verleiht. Alles geht sehr schnell. Alles ist überzogen. Alles ist laut und überdreht. Trashig. Lustig. Und manchmal fragt man sich auch, ob der Spaß nicht etwas zu weit geht. Trotzdem kann man sich nicht zusammenreißen und muss laut lachen. Denn es macht Spaß zuzusehen.

Puppentheater ist nicht gleich Kindertheater
Ich war skeptisch. Denn Puppentheater verbinde ich Kindheit, Stichwort Kasperltheater. Doch das Puppenspiel der Lovefuckers hat nur wenig mit dem Kasperltheater unserer Kindheit zu tun. Die Gruppe weiß ihre Puppen einzusetzen, es handelt sich dabei schließlich auch um ausgebildete Puppenspieler. Bereits nach kurzer Zeit werden diese gar nicht mehr als Fremdkörper beziehungsweise als Puppen wahrgenommen. Man muss sich auf das Puppenspiel einlassen, sowie man sich auch auf den Humor des Stückes einlassen muss. Bestimmt nichts für Jedermann.

Ein paar Fotos vom Abend:

„I’m the King of the Kings“
King of the Kings

An der Stange mit Berlusconi
King of the Kings an der Stange

Die Gaddafi-Puppe
King of the Kings

Unsere Berichte und Kritiken zum Stück gibt’s hier.

Puppentheater macht Politik

17 Apr

Der Mann der seit Februar 2011 die Zeitungen und andere Medien beansprucht ist nun auch im Theater zu finden. Interessanterweise kreierte die Gruppe „Lovefuckers“ aus Berlin das Stück „King of the Kings“ schon vor den Aufständen gegen den libyschen Staatschef. Sei es nun Zufall oder einfach ein Sinn der Theatergruppe dafür, dass es längst an der Zeit ist das Thema aufzugreifen. Durch die derzeitigen Ereignisse schaut die Welt auf ein Land, das von der breiten Öffentlichkeit zuvor nur am Rande beachtet wurde, dessen Wut sich jedoch schon seit langer Zeit aufgestaut hat.

Die derzeitige Lage in Libyen bringt den Künstlern zwar den Vorteil, mehr Leute ins Theater zu bringen, weil die Situation wie schon erwähnt brandaktuell ist und die Informationen zu Gaddafi mittlerweile fast jeden erreicht haben. Andererseits macht gerade das Bewusstseit um die schwierige Lage das Publikum kritischer und sensibler, was dazu führt das Stück leichter beurteilen zu können.

Diese Tatsache habe ich versucht ganz bewusst in meine Meinung zur Inszenierung einfließen zu lassen. Das Stück ist eigentlich mehr eine Parodie auf Muammar al- Gaddafi, die mithilfe von Puppen und einer einigermaßen fortlaufenden Handlung die Schnittstelle zum Theater gefunden hat. Der Staatsführer Gaddafi wird als cholerischer Diktator mit dem trotzigen Verhalten eines Kindes dargestellt, wodurch das Potential an Humor offen gelegt wird. Der Mann der ein Land seit über vierzig Jahren mit fragwürdigen Methoden regiert wird weniger als Tyrann, dafür umso mehr als bemitleidenswerter, unselbstständiger und etwas lächerlicher Machthaber mit Neigung zum Größenwahn gezeigt. Die Darstellung kommt natürlich nicht von irgendwo und wird durch die überspitzte Wortwahl und Ausdrucksform zu einer amüsanten Satire. Das politische Verhältnis zu Silvio Berlusconi, Ronald Reagan und Jörg Haider wird durch weitere Darsteller demonstriert, während die von Gaddafi in einem Vogelkäfig gefangen genommenen Schweizer nur von kleinen Fingerpuppen verkörpert werden. Der Kritik, die ich nach der Vorstellung von einigen Besuchern gehört habe, ein sehr ernsthaftes Thema sei hiermit in lächerlicher Weise degradiert worden kann ich nur entgegensprechen, da es einfach ein Stilmittel ist mit dem man viele Leute erreichen kann und dass es bestimmt nicht die Absicht der Künstler war die Situation in Libyen durch die komikhafte Art in ein triviales Licht zu rücken. Aber gerade bei schwierigen Lagen gehen die Meinungen über derartige Darstellungen stark auseinander, wie schon Charlie Chaplin mit seiner Hitler Parodie „Der große Diktator“ bewiesen hat.

(Maria Rauch)

Das sprechende Essay – Lovefuckers. KING OF THE KINGS

16 Apr

Muammar al-Gaddafi als „King of the Kings“?

15 Apr
Bereits vor den großen Aufständen und Ereignissen in Libyen haben sich die „Lovefuckers“ gedacht, eine Produktion über Muammar al-Gaddafi zu machen. Die „Lovefuckers“ sind die Puppenspielerinnen und Regisseurinnen Anna Menzel und Ivana Sajević. Muammar al-Gaddafi kennen wir wohl alle.

Muammar al-Gaddafi; Foto: Wikipedia

Muammar al-Gaddafi; Foto: Wikipedia

In der Beschreibung heißt es:

Gaddafis Ambitionen waren schon immer gigantisch: er wollte die Monarchie mit dem Sozialismus zusammen bringen und davon die ganze Welt überzeugen. Aus Afrika wollte er einen starken islamisch-sozialistischen Staat machen, mit sich als König. Er hat ein politisches Manifest geschrieben: Das grüne Buch. Und er träumt von einer weiblichen Revolution. Gaddafi ist Politiker, Dichter, Visionär und weiß sich öffentlich zu inszenieren. Seine Dolmetscher brachte er regelmäßig an den Rande des Nervenzusammenbruchs, zerriss die UN-Charta, kritzelte auf den Vorsitzenden-Stuhl „Wir sind hier“ und differenziert zwischen „Heiligem Krieg“ und Terrorismus. Gaddafi hat sich über die letzten Jahre zu einer gruseligen, politischen Pop-Ikone gemausert. Die Lovefuckers bemächtigen sich Gaddafis Inszenierungs¬kunst und zeigen ihn theatral, ambivalent, konfliktreich und umstritten.

Gaddafi ist eine starke Persönlichkeit, die nie aufgibt und vor nichts zurück schreckt. Er wirkt skrupellos. Als würde er die Realität nicht wahrhaben wollen und in seiner eigenen kleinen Welt leben.

Dies zeigen auch seine Aussagen:
„Es gibt keinen demokratischen Staat auf diesem Planeten außer Lybien.“

„I am not going to leave this land. I will die as a martyr at the end. I shall remain, defiant. Muammar is Leader of the Revolution until the end of time.“

„We believe America is practicing all kinds of terrorism against Libya. Even the accusation that we are involved in terrorism is in itself an act of terrorism.“

„Whenever I ask about Pepsi-Cola or Coca-Cola, people immediately say it is an American or European drink. This is not true. The kola is African. They have taken the cheap raw material from us. They produced it, they made it into a drink, and they sell it to us for a high price. Why are Pepsi-Cola and Coca-Cola expensive? Because they have taken our kola, produced it, and sold it back to us. We should produce it ourselves and sell it to them.“

„I am an international leader, the dean of the Arab rulers, the king of kings of Africa and the imam of Muslims, and my international status does not allow me to descend to a lower level.“

Proteste in Libyen
Im Januar 2011 begannen die Proteste gegen Gaddafi’s Führung. Die Oppositionellen verbündeten sich und der prominente libysche Schriftsteller Jamal al-Hajji rief zu Protesten gegen das Regime auf. Er wurde wenig später verhaftet. Doch die Revolution war nicht mehr zu stoppen. In Städten wie Bengasi, Darna und Tobruk gingen die Leute auf die Straßen um gegen das Regime zu demonstrieren. Gaddafi will sein Amt jedoch nicht niederlegen und kämpft weiterhin wehement gegen die Rebellen. Er schreckt auch nicht vor Blutbädern und Kämpfen zurück. Es herrscht Bürgerkrieg. Die EU und die USA halten regelmäßig Sitzungen ab, um zu klären, wie man die Stimmung in Libyen bessern kann. Es ist April und es ist noch immer kein Ende in Sicht.

Das Stück der „Lovefuckers“ wurde – wie gesagt – vor den Vorfällen in Libyen geschrieben. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass zumindest einzelne Ereignisse der vergangenen Wochen in die Produktion einfließen. Das Thema ist schließlich brandaktuell und interessiert beinahe jeden.

Hier ein kleiner Ausschnitt von der „King of the Kings“-Aufführung in Berlin:

Lovefuckers: KING OF THE KINGS
Wann? Freitag, 15.04 um 21:00 Uhr
Samstag, 16.04 um 21:00 Uhr
Wo? Künstlerhaus
Link dazu