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„e-xilant: öffentlich versteckt“ – Die Festivalzeitung ist da!

13 Mai
Gestern hat sich die Freischwimmer-Redaktion ein weiteres Mal im brut Wien versammelt. Nicht ganz ohne Grund.

Es wurde die Freischwimmer-Festivalzeitung 2011 präsentiert. Denn aus der Wandzeitung, die während des Festivals gelesen werden konnte, wurde eine richtige, gedruckte Zeitung. Ihr fragt euch jetzt bestimmt, wo die Zeitung „e-xilant. öffentlich versteckt“ überall aufliegt. Sie ist unter anderem am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft (Hofburg, Batthyanystiege, 1010 Wien) und im Brut Wien zu bekommen. Die Zeitung ist natürlich gratis und wirklich sehr lesenswert.

Werft also auch einen Blick rein:
werft einen Blick rein

Doch nicht nur die Zeitung wurde präsentiert. Das brut Wien hat auch ihren persönlichen Lieblingsblog gekührt. Der erste Preis ging an unsere Kollegen von Glasfront. Der zweite Preis ging an Kris von Frischluft, die neben ihrer redaktionellen Tätigkeit für die Wandzeitung auch einen eigenen Blog führte. Wir gratulieren!

Unser Blog ging jedoch auch nicht leer aus. Wir wurden vom Freischwimmer-Festival zum besten Wiener-Blog gekührt und gehen nun ins Rennen um 500 Euro. Unsere Konkurrenz: Der Siegerblog aus Hamburg respubliKa und der Siegerblog aus Berlin Schönschrift.

Wir freuen uns auf jeden Fall und bedanken uns für die schöne Festivalzeit.

„King of the Kings“ in Bildern

13 Mai
Das Freischwimmer-Festival ist weiter gezogen, derzeit gastiert es im Theaterhaus Gessnerallee in Zürich. Ein paar Dinge aus Wien bin ich euch jedoch noch schuldig.

Hier ein kleiner Videomitschnitt von den Lovefuckers mit ihrem Stück „King of the Kings“



Ich denke, dass das Video einen guten Einblick verleiht. Alles geht sehr schnell. Alles ist überzogen. Alles ist laut und überdreht. Trashig. Lustig. Und manchmal fragt man sich auch, ob der Spaß nicht etwas zu weit geht. Trotzdem kann man sich nicht zusammenreißen und muss laut lachen. Denn es macht Spaß zuzusehen.

Puppentheater ist nicht gleich Kindertheater
Ich war skeptisch. Denn Puppentheater verbinde ich Kindheit, Stichwort Kasperltheater. Doch das Puppenspiel der Lovefuckers hat nur wenig mit dem Kasperltheater unserer Kindheit zu tun. Die Gruppe weiß ihre Puppen einzusetzen, es handelt sich dabei schließlich auch um ausgebildete Puppenspieler. Bereits nach kurzer Zeit werden diese gar nicht mehr als Fremdkörper beziehungsweise als Puppen wahrgenommen. Man muss sich auf das Puppenspiel einlassen, sowie man sich auch auf den Humor des Stückes einlassen muss. Bestimmt nichts für Jedermann.

Ein paar Fotos vom Abend:

„I’m the King of the Kings“
King of the Kings

An der Stange mit Berlusconi
King of the Kings an der Stange

Die Gaddafi-Puppe
King of the Kings

Unsere Berichte und Kritiken zum Stück gibt’s hier.

Ihre Majestät, die Königin.

17 Apr
Ich stehe im Foyer und warte auf den Beginn der Vorstellung. Zwei Frauen bewegen sich die Stufen herab und beginnen zu sprechen: „Die Königin wird Sie bald in Empfang nehmen.“ Wir bekommen Anweisungen. Dunkle Kleidung rechts, helle Kleidung links. „Seien Sie sie selbst“, meinen die Damen zum Abschluss und verschwinden wieder. Erst jetzt bemerke ich das Glockenspiel, und frage mich, woher es kommt. Hat das Stück etwa schon begonnen?

„Sie ist schön, reich, großherzig, talentiert und mächtig.“ Die Rede ist von der Königin. Zwei Frauen sitzen aneinander gebunden auf einem Podest. Sie sprechen über die Königin. Über ihre Eigenschaften. Abgehackt. War das etwa ein Fehler? Sie sprechen über die Herkunft der Königin. Über ihr Regiment.
aneinander

Die Frauen trennen sich voneinander.
getrennt

Die Königin präsentiert sich. Sie steht im Licht. Rings um sie ihr Volk. Sie lächelt mit geschlossenem Mund. Hebt ihre Arme, winkt leicht dem Volk zu. Sie wirkt wie eine Marionette. Es wird ihr gesagt, was sie tun soll. Ihre Bewegungen Puppenhaft.
Chuck morris

Während die eine erzählt, agiert die andere. Es erinnert ein wenig an ein Hörspiel. Je mehr erzählt wird, desto mehr stellt man sich vor. Obwohl auf der Bühne nur eine Frau zu sehen ist, stelle ich mir ein Volk vor. Ein Volk, das zu ihr aufsieht. Ich sehe die Königin in ihrem Kleid. Sehe ihr Lächeln. Ich denke mir Dinge dazu. Die Illusion der prachtvollen, perfekten Königin wird jedoch zerstört. Ich höre: „Die Königin muss eigentlich aufs Klo. Sie muss sich noch etwas gedulden.“
im Licht

„Souvereines“ wird vor allem durch die Lichtspiele, die Sounds und die tolle Performance von Chuck Morris interessant. Denn auf der Bühne selbst sieht man meist nur langsame Bewegungen. Frauen die ausdruckslos in die Leere starren. Frauen die sich ankleiden. Frauen die tanzen. Es passiert alles sehr langsam und durchdacht. Ernst. Die Worte wirken starr. Emotionslos. Ein eingeübter Sprechgesang. Synchronität. Mann muss hinsehen. Hinhören. Doch man versteht nicht.
beim anziehen

Die Königin hat sich angekleidet. Die Königin stellt sich vor. Chuck Morris tanzen, zu zweit in einem Kostüm. Rücken an Rücken. Beeindruckend.
Die Königin

Die Königin ist niemals allein. Sie wirkt schizophren. Doch am Ende des Stückes wird man alleine gelassen. Die Königin tritt ab. Das Publikum fragt sich, was gerade passiert ist. Die Idee gut. Die Lichter, Sounds und Sprechsituationen fabelhaft. Die Bewegungen zusammen, beeindruckend. Die Sprache, interessant. Doch etwas fehlt. Der Zusammenhang. Die Spannung. Die Dramaturgie. Sehenswert ist es dennoch.
Die Königin

Um zu klären, warum zwei Personen eine Königin präsentieren, möchte ich eine Antwort aus dem Interview mit Chuck Morris zitieren, welches von Eva Kleinschwärzer und Nathalie Knoll geführt wurde:

Inspiriert hat uns dabei die Aussage, dass Königinnen einen natürlichen und einen politischen Körper haben. Das kann man auf zwei Ebenen verstehen. Einerseits, dass der Körper der Frau sowohl privat als auch öffentlich existiert. Andererseits, dass der natürliche Körper vergänglich ist, während der politische Körper von Herrscher zu Herrscher weitergereicht wird. So entsteht auch das moderne Bürgersubjekt, wo jeder seinen Status, seine Rechte und Pflichten hat und so entstehen auch hier ein privater und ein öffentlicher Körper, diese beiden sind quasi untrennbar. Auch bei Königinnen verschmelzen diese Körper, denn um politisch wirksam zu sein, muss der private Körper immer noch gebären können. Wer in unserem Fall was repräsentiert, bleibt der Überlegung des Zuschauers überlassen.

(Fotos und Bericht von Petra Gschwendtner; Aufführung Souvereines – Chuck Morris vom 16.04 im brut Wien)

Freischwimmer Erinnerungsstücke

17 Apr
Das Freischwimmer Festival hatte gestern seinen letzten Tag in Wien, doch vorbei ist es noch lange nicht:
Von 05. Mai bis 14. Mai gastiert es in der Gessnerallee in Zürich und danach wird es noch vom 19. Mai bis zum 28. Mai im Forum Freies Theater in Düsseldorf Halt machen.

Glücklicherweise konnte ich in Wien ein paar Erinnerungsstücke mit nachhause nehmen, die mich auch weiterhin an diese schöne, interessante und vor allem auch kontroverse Woche erinnern werden:

Die Freischwimmer-Tasche, in der ich die letzte Woche stets Block, Stift, Karten, Handy und Kamera mit mir herumgetragen habe. Warum? Um für euch berichten zu können.

Freischwimmer Tasche

Wie bereits berichtet lagen im brut auch Postkarten (für NOTSTAND und CMMN SNS PRJCT) und Plakate des NOTSTANDs zur freien Entnahme herum. Ich musste natürlich alles mit nachhause nehmen. Suche jedoch noch verzweifelt nach einem passenden Platz für das NOTSTAND-Plakat. Irgendwelche Tipps? Wohnzimmer, Küche oder doch Schlafzimmer?

Notstand und CMMN SNS PRJCT

Ich hoffe, ihr konntet auch ein paar Erinnerungsstücke mitnehmen: Sei es eine Freischwimmer-Tasche, eine hitzige Diskussion zu einer Produktion oder einfach eine beeindruckende Szene, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Ich muss gestehen, dass „Fred vom Jupiter“ immer noch als Ohrwurm in meinem Kopf herumgeistert.

Last chance…

16 Apr
Heute ist der letzte Tag des Freischwimmer Festivals 2011 im brut in Wien.
Ich werde fast ein wenig wehmütig.

Freischwimmer Flyer; Foto Petra Gschwendtner

Freischwimmer Flyer; Foto Petra Gschwendtner

Das Programm heute:

  • 19:00 Barbara Ungepflegt – NOTSTAND. Aus der Tugend eine Not machen // Mehr gibt es hier
  • 19:00 Chuck Morris – souvereines (Brut im Konzerthaus) // Mehr hier.
  • 21:00 Lovefuckers – KING OF THE KINGS (Brut im Künstlerhaus) // Vorbericht gibt es hier
  • ab 22:00 Freischwimmer Abschlussparty mit The MOb und TTBretterbodendisko.

Heute habt ihr auch noch die Chance Freischwimmer Taschen, Postkarten und das Notstands-Plakat zu ergattern. Alles natürlich gratis. Kommen lohnt sich also auf jeden Fall!

Muammar al-Gaddafi als „King of the Kings“?

15 Apr
Bereits vor den großen Aufständen und Ereignissen in Libyen haben sich die „Lovefuckers“ gedacht, eine Produktion über Muammar al-Gaddafi zu machen. Die „Lovefuckers“ sind die Puppenspielerinnen und Regisseurinnen Anna Menzel und Ivana Sajević. Muammar al-Gaddafi kennen wir wohl alle.

Muammar al-Gaddafi; Foto: Wikipedia

Muammar al-Gaddafi; Foto: Wikipedia

In der Beschreibung heißt es:

Gaddafis Ambitionen waren schon immer gigantisch: er wollte die Monarchie mit dem Sozialismus zusammen bringen und davon die ganze Welt überzeugen. Aus Afrika wollte er einen starken islamisch-sozialistischen Staat machen, mit sich als König. Er hat ein politisches Manifest geschrieben: Das grüne Buch. Und er träumt von einer weiblichen Revolution. Gaddafi ist Politiker, Dichter, Visionär und weiß sich öffentlich zu inszenieren. Seine Dolmetscher brachte er regelmäßig an den Rande des Nervenzusammenbruchs, zerriss die UN-Charta, kritzelte auf den Vorsitzenden-Stuhl „Wir sind hier“ und differenziert zwischen „Heiligem Krieg“ und Terrorismus. Gaddafi hat sich über die letzten Jahre zu einer gruseligen, politischen Pop-Ikone gemausert. Die Lovefuckers bemächtigen sich Gaddafis Inszenierungs¬kunst und zeigen ihn theatral, ambivalent, konfliktreich und umstritten.

Gaddafi ist eine starke Persönlichkeit, die nie aufgibt und vor nichts zurück schreckt. Er wirkt skrupellos. Als würde er die Realität nicht wahrhaben wollen und in seiner eigenen kleinen Welt leben.

Dies zeigen auch seine Aussagen:
„Es gibt keinen demokratischen Staat auf diesem Planeten außer Lybien.“

„I am not going to leave this land. I will die as a martyr at the end. I shall remain, defiant. Muammar is Leader of the Revolution until the end of time.“

„We believe America is practicing all kinds of terrorism against Libya. Even the accusation that we are involved in terrorism is in itself an act of terrorism.“

„Whenever I ask about Pepsi-Cola or Coca-Cola, people immediately say it is an American or European drink. This is not true. The kola is African. They have taken the cheap raw material from us. They produced it, they made it into a drink, and they sell it to us for a high price. Why are Pepsi-Cola and Coca-Cola expensive? Because they have taken our kola, produced it, and sold it back to us. We should produce it ourselves and sell it to them.“

„I am an international leader, the dean of the Arab rulers, the king of kings of Africa and the imam of Muslims, and my international status does not allow me to descend to a lower level.“

Proteste in Libyen
Im Januar 2011 begannen die Proteste gegen Gaddafi’s Führung. Die Oppositionellen verbündeten sich und der prominente libysche Schriftsteller Jamal al-Hajji rief zu Protesten gegen das Regime auf. Er wurde wenig später verhaftet. Doch die Revolution war nicht mehr zu stoppen. In Städten wie Bengasi, Darna und Tobruk gingen die Leute auf die Straßen um gegen das Regime zu demonstrieren. Gaddafi will sein Amt jedoch nicht niederlegen und kämpft weiterhin wehement gegen die Rebellen. Er schreckt auch nicht vor Blutbädern und Kämpfen zurück. Es herrscht Bürgerkrieg. Die EU und die USA halten regelmäßig Sitzungen ab, um zu klären, wie man die Stimmung in Libyen bessern kann. Es ist April und es ist noch immer kein Ende in Sicht.

Das Stück der „Lovefuckers“ wurde – wie gesagt – vor den Vorfällen in Libyen geschrieben. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass zumindest einzelne Ereignisse der vergangenen Wochen in die Produktion einfließen. Das Thema ist schließlich brandaktuell und interessiert beinahe jeden.

Hier ein kleiner Ausschnitt von der „King of the Kings“-Aufführung in Berlin:

Lovefuckers: KING OF THE KINGS
Wann? Freitag, 15.04 um 21:00 Uhr
Samstag, 16.04 um 21:00 Uhr
Wo? Künstlerhaus
Link dazu

CMMN SNS PRJCT in Bildern

13 Apr
Gestern habe ich mir das CMMN SNS PRJCT von Laura Kalauz und Martin Schick angesehen.

Der Teaser zum Stück lautet:

CMMN SNS PRJCT beschäftigt sich mit Zwischenräumen im sozialen Beziehungsnetz. Welche Konventionen, Gewohnheiten und stillen Vereinbarungen bestimmen das menschliche Handeln und Denken im Angesicht eines Gegenübers? Laura Kalauz und Martin Schick heften sich an die Spuren des „common sense“ und gehen abseits des ökonomischen Profitgedankens neuen Verhaltenskategorien auf den Grund. In einer Ode an die Unvollständigkeit werden Zuschauer- und Bühnenraum zum Schauplatz einer Verhandlung über eingefahrene Verhaltens- und Denkweisen, in der Vertrautes und Ungewohntes aufeinandertreffen.

Da sehr viel in relativ kurzer Zeit passiert ist, werde ich keine klassische Kritik schreiben, sondern das ganze anhand von Bildern anschaulicher machen:

Laura Kalauz und Martin Schick stehen auf der Bühne. Beide tragen lediglich Unterwäsche und sehen uns, dem Publikum, beim Einnehmen der Plätze zu. Danach bieten sie uns Gegenstände an. Who wants that? Es wird seichte, fröhliche Kaufhausmusik im Hintergrund gespielt.
Who wants that?

Es sind Alltagsgegenstände. Von der Klobürste über Haarshampoo bis hin zur Teetasse und zum Toaster. Es ist alles dabei. Für beinahe jeden Gegenstand findet sich jemand im Publikum, der ihn will. Fast nichts bleibt übrig.
And this?

Die Sachen, die dann aber doch übrig bleiben, werde in Pakete verpackt. Laura erklärt, dass diese Gegenstände wieder in ihr Herstellungsland zurück gebracht werden müssen.
Post

Nachdem sie ihre Dinge verschenkt haben, möchten sie etwas vom Publikum haben: Kleidung. Martin bietet im Gegenzug Geld an. Der erste Zuschauer will seinen Gegenstand wieder zurückgeben.
Buy clothes

Laura und Martin verschwinden für einen kurzen Moment und kommen angezogen wieder zurück auf die Bühne. Sie reden über Liebe und Laura meint zu Martin: „You love talking nonsense.“
dressed

Martin geht zum Podest.
speech

„I want to share something with you …“ Beide lesen kurze Texte vor, sie zitieren, ohne den Urheber zu nennen. Nach dem Vorlesen verteilen sie die Texte im Publikum.
i want to share sth with u

Die Musik stoppt. Laura und Martin beginnen zu tanzen.
dance

Nach der etwas holprig wirkenden Tanzeinlage, beginnt eine Auktion.
auction

Unter den Hammer kommt die CMMN SNS PRJCT – Lizenz. Die Bedingungen und das Kleingedruckte werden auf eine Tafel projiziert.
contract

Martin präsentiert den Vertrag, natürlich total sexy.
contract presentation

Um 50 Euro wird dieser dann an einen jungen Mann im Publikum verkauft.
buy it?

Die beiden geben dem Publikum immer wieder Rätsel auf. Sie spielen, ohne Ankündigung, Filmszenen nach, wie beispielsweise aus “Titanic”. Das Publikum muss erraten, um welchen Film es sich handelt. Wird die Szene nicht erraten, wird diese solange wiederholt, bis das Publikum die richtige Antwort errät. Für jede richtige Antwort bekommt man ein Billet. Am Schluss wird der Gewinner des Spiels gezogen.
sexy

Abschließend wird eine Liste der Ausgaben und Einnahmen des Abends erstellt. Martin hat Schulden und für die Hose, die er von einer Dame aus dem Publikum bekommen hat, bezahlt. Nach der Kostenaufstellung steht jedoch fest, dass sie zu viel Geld haben. Sie fragen das Publikum, was mit dem Geld passieren soll. Die Gewinnerin des Spiels will alles für sich. Eine, die Kleidung geborgt hat, will nun doch Geld dafür. Ein anderer schlägt vor, dass wir an der Bar für alle Zuschauer Bier kaufen sollten.
CMMN SNS PRJCT money

Es ist absurd. Plötzlich will jeder etwas vom Kuchen haben. Es wird abgestimmt, den meisten im Publikum ist es egal. Daher legt Martin das Geld auf den Boden und geht. Einer aus dem Publikum steht prompt auf, um sich sein geborgtes Geld zurück zu holen. Ende.
CMMN SNS PRJCT in & out

„I want no debts.“
Es passiert unglaublich viel. Das CMMN SNS PRJCT lebt vom Publikum und genau das hat gestern gut gepasst. Die Leute haben sich darauf eingelassen. Sie haben mitgespielt ohne wirklich zu wissen, dass sie mitspielen. Martin will etwas haben, als sich Laura etwas wieder zurück nimmt. Laura meint: „I’ll give you something“, und gibt Martin eine Ohrfeige. Dieser blutet ein wenig und möchte ein Taschentuch aus dem Publikum haben. Ein junger Mann gibt ihm eines. Martin meint „What do you want? I want no debts.“ Er schlägt vor, 20 Cent für das Taschentuch zu bezahlen, diese muss er sich jedoch von jemand anderem im Publikum leihen. Die 20 Cent will er jedoch zurück zahlen. Aus 20 werden 50 Cent. Am Ende sind es 20 Euro.

In einer anderen Szene sprechen Laura und Martin über Ownership und zitieren aus der Bibel. Laura fragt: „My mind is not mine?“ An einer anderen Stelle machen sie den Text und das Stück selbst zum Thema.

Sehen und bestaunen
Die Performance beinhaltet viele Themen, am Ende wird der Zuschauer jedoch im Regen stehen gelassen. Viele verschiedene Aspekte werden in einen Topf geworfen, umgerührt und ausgespuckt. Das Ganze wird unterhaltsam präsentiert. Wenn man rausgeht, ist man dennoch etwas verwirrt. Es sind viele Eindrücke, die erst einmal verarbeitet werden müssen. Kalauz und Schick schaffen es jedoch, das Publikum von der ersten Sekunde an zu fesseln. Man will gar nicht mehr wegsehen. Man baut eine Beziehung zu ihnen auf. Man vertraut ihnen auch. Unterhaltsam, interessant, spannend und bestimmt jeden Tag anders. Absolut sehenswert!

Mehr Fotos gibt es auf Flickr zu sehen.

Heute, 13.04, wird CMMN SNS PRJCT um 19:00 Uhr im Konzerthaus ein weiteres Mal aufgeführt.

UPDATE: (23. Mai 2011) Leider mussten die Bilder offline genommen werden.

Romantisch ist anders …

13 Apr
Da man während der Performance ROMANTIC AFTERNOON* von Verena Billinger und Sebastian Schulz sehr viel Zeit zum nachdenken hatte, habe ich meine Gedanken niedergeschrieben und möchte diese gerne mit euch teilen.
Was mir während dem Stück so in den Sinn gekommen ist: 

  • Zum Küssen braucht man zwei. Sonst sieht es doof aus.
  • Die anderen sind die Voyeure.
  • Wer will mitmachen?
  • Ein dritter zerstört immer die Beziehung.
  • Die eine wird ganz schön durchgereicht.
  • Wie das wohl schmeckt?
  • Küssen sieht nicht unbedingt ästhetisch aus.
  • Im Leben küsst man schnell mal jemanden. Wie viele Personen habe ich eigentlich schon geküsst?
  • Küssen ist wie tanzen.
  • Was würde passieren, wenn ein Paar im Publikum anfangen würde sich zu küssen?
  • Was würde passieren, wenn jemand aus dem Publikum zu den sechs Leute hingeht und mitmachen will?
  • Vielleicht sollen wir uns auch alle einfach nur mal lieb haben.
  • Man kann in allen Positionen küssen.
  • Man braucht zum Küssen nichts, außer eine weitere Person. Man braucht keine Requisiten.
  • Wenn man nur zusieht, kann Küssen ganz schön langweilig sein.
  • Wie intim ist Küssen eigentlich?
  • Ich empfinde Scham, ein bisschen zumindest.
  • Homosexualität ist okay.
  • Küssen kann leidenschaftlich, sexuell, gewalttägig und so vieles mehr sein.
  • Man lässt sich fallen.
  • Man zeigt sich unterwürfig.
  • Man lässt sich vom anderen tragen.
  • Es scheint egal zu sein, wen man küsst, der Körper fühlt immer Stimulation.
  • Wir sollten alle mal Gruppenküssen.
  • Man verschmilzt ineinander.
  • Jeder Mensch braucht Liebe, und will Liebe geben.
  • Wir ziehen uns Dinge des anderen über. Seien es Eigenschaften oder Hosen.
  • Küssen kann anstrengend sein.
  • Man sehnt sich immer nach körperlicher Nähe.
  • Ich fühle mich nicht erregt. Ich fühle nicht sehr viel.
  • Ich schaue nun schon zum 3. Mal auf die Uhr.
  • Liebe ist Krieg.
  • Man bekommt rote Lippen vom Küssen.
  • Küssen kann ganz schön eklig sein.
  • Wie oft küsse ich eigentlich in der Öffentlichkeit?
  • Zuviel Nähe macht krank.
  • Mir ist ein bisschen übel.

Vierzig Minuten, die langweilen, keinen Lustgewinn bringen und nach denen man eigentlich nur eines will: Nie wieder Küssen.

Das ging wohl nach hinten los. Denn romantisch war dieser Abend definitiv nicht.

Die ausführliche Kritik zum Abend findet ihr hier.


(Andreas Dorau & Die Marinas – Fred vom Jupiter; Das Abschlusslied der Performance)

You’ll always remember your first kiss…

12 Apr

Der Kuss

Wenn ich so darüber nachdenke, ist der Kuss etwas ganz besonderes. Vor allem der erste richtige Kuss. Mit 14/15 Jahren ist der erste Kuss Gesprächsthema Nummer Eins. In der Schule dreht sich fast alles um Liebe und Küsse.
Hast du schon geküsst? Wie war es? Wie macht man es richtig? Wo gibt man die Hände hin? Wie funktioniert der Kuss mit Zunge? Wie lange sollte der perfekt Kuss dauern?
Fragen über Fragen. Und die Antworten kann nur die Praxis bringen.

Mein erster Kuss war zögerlich, feucht und unbeholfen. Küssen muss man wohl lernen, oder zumindest muss man erstmal ein Gefühl dafür bekommen.

Könnt ihr euch noch an euren ersten Kuss erinnern? Was bedeutet heute küssen für euch?

Auf die Plätze, fertig, küssen!

12 Apr
Heute steht wieder einiges auf dem Programm. Unter anderem auch die Performance Romantic afternoon*“ von Verena Billinger & Sebastian Schulz.

Zu sehen: Heute am 12.04 um 21:00 Uhr
Morgen am 13.04 um 21:00
Wo? Künstlerhaus

Billinger & Schulz: ROMANTIC AFTERNOON *; Copyright: Gerhard F. Ludwig

Billinger & Schulz: ROMANTIC AFTERNOON *; Copyright: Gerhard F. Ludwig

In der Beschreibung ist zu lesen:

Sechs PerformerInnen küssen sich ununterbrochen, schlingen die Arme umeinander, halten sich fest, tauschen PartnerInnen aus und simulieren Intimität. Die Küsse sind nah, innig, distanzlos, flüchtig, leidenschaftlich, sie provozieren spontane Einfühlung, Voyeurismus, Scham, Abwehr und Schmunzeln. Küsse werden zu Zeichen – und diese lassen sich nicht mehr lesen. Entschlüsselt werden Gefühle, die nicht da sind, Haltungen, die nur äußerlich eingenommen sind, und Affekte, die nur künstlich geweckt werden. Diese Choreografie wird zu einer exzessiven Ausdrucksmaschine, welche die medial und künstlerisch vermittelten Intimitäten ad absurdum führt. ROMANTIC AFTERNOON * entschleiert Mechanismen einer inszenierten Öffentlichkeit, produziert Scham durch Schamlosigkeit und fragt nach den Bedingungen der Möglichkeit echter Gefühle.

Küssen ist für uns etwas intimes. Wir küssen nicht jeden. Wir küssen meist nur Menschen die wir lieben. Bei uns wird oft in er Öffentlichkeit geküsst. Meist jedoch nur ein Bussi auf den Mund. Zungenküsse finden zuhause statt, dort wo sie keiner sehen kann. Oder auf Partys, nach dem Alkoholkonsum, wenn die Hemmungen fallen. Küssen ist bei uns alltäglich. Dennoch schaut man hin, wenn sich ein frisch verliebtes Pärchen auf der Straße küsst. Man ist und bleibt Voyeur.

Der Kuss gilt in vielen Kulturen als Ausdruck von Liebe, Freundschaft und Ehrerbietung. Küssen in der Öffentlichkeit ist nicht in jeder Kultur erwünscht beziehungsweise erlaubt. Bei uns ist ein Kuss Ausdruck von Liebe und Zuneigung; er ist aber auch etwas sexuelles.

Ein Kuss ist in vielen Situationen möglich und kann so einiges bedeuten:

  • Der Kuss, um sich Liebe zu zeigen.
  • Der Kuss zur Begrüßung und zum Abschied. Man denke nur an das Küsschen rechts und links, dass seit einiger Zeit auch bei uns Fuß gefasst hat.
  • Der Kuss als Zeichen der Verehrung. Wenn Männer die Hand der Frau küssen. Oder Untertanen früher die Hand des Königs.

Der Kuss spielt auch in einigen Märchen wie Dornröschen, oder in der Kunst, wie „Der Kuss“ von Gustav Klimt zeigt, eine wichtige Rolle.

Wir können also gespannt sein, wie der Kuss in dieser Performance inszeniert wird. Es gibt schließlich viel Möglichkeiten und Bedeutungen eines Kusses. Review folgt dann morgen.